Iso Syöte (Finnland) – Winterwunderland – Februar 2007
04.09.2007: Die Schneefallgrenze sinkt, die Temperaturen stürzen in den Keller. In einigen Wochen oder Monaten steht der nächste Winter vor der Tür, so er denn dieses Mal kommt. Allerhöchste Zeit endlich einige Bilder von meinem persönlichen Winterwundermärchen des vergangenen „Nichtwinters“ zu zeigen. Für einen ausführlichen Bericht fehlt mir die Zeit – aber wenn nicht jetzt, wann dann?
Anfang Februar 2007 flogen wir für eine Woche nach Finnland. Wieso gerade Finnland? Mein Onkel und meine Tante wünschten sich zu einem runden Geburtstag eine gemeinsame winterliche Reise nach Skandinavien. Nach längeren Überlegungen wurde Iso-Syöte (www.isosyote.com) bei Oulu in Finnland als Ziel des Familientrips festgelegt. Warum? Das klassische Touristenangebot sollte zwar vorhanden sein, aber auch ein Mindestmaß an Individualität. Dazu schöne Blockhäuser, einsame Winterlandschaft und zumindest ein kleines Skigebiet. Und da Iso-Syöte, das südlichste Fjellgebiet Finnlands, die Voraussetzungen recht gut erfüllen zu schien und in den Prospekten so traumhaft schneeverkrustet aussah, buchten wir eine Woche in diesen Ort.
Nun muss ich dazu sagen, dass ich normalerweise keine Reisen pauschal buche. Das von uns gebuchte Angebot von Dertour kann ich aber trotzdem empfehlen. Gleich vorweg sage ich auch, dass die Reise mit Motorschlittentouren, Huskysafari und Schneeschuhwanderungen natürlich teilweise dem klassischen Touriprogramm entspricht, ökologisch wenig sinnvoll ist und mit dem echten Abenteuer nicht viel zu tun hat. Trotzdem war es richtig schön und nun lassen wir daher die Begeisterung sprechen.
Auf langwierige Anreiseschilderungen verzichte ich jetzt mal, mit Finnair ging es über Helsinki nach Oulu und weiter per Taxi-Transfer (ca. 2 Stunden nach Iso-Syöte).
Start in München, Blick über die Stadt und den Starnberger See auf die Alpen
Über der Ostsee
Ankunft im kalten Oulu
Nachdem mich pünktlich am Tag vor dem Urlaub eine Erkältung erwischt hatte und wir am ersten Abend in Finnland noch trotz finnischer Alkoholpreise mit einigen Drinks den Geburtstag meiner Tante feierten, lag ich am ersten Tag in Iso-Syöte leider krank im Bett.
Doch die Aussicht aus unserer Blockhütte war Grund genug, schnell wieder gesund zu werden.
An dieser Stelle ein paar Worte zu Ort und Unterkunft. Wir wohnten in einer Doppelblockhütte mit offenem Kamin und Sauna, die zum Hotel Iso-Syöte gehört, wo es auch Frühstück und Abendessen gab und die Aktivitäten gebucht werden konnten. Das Hotel liegt am Gipfelplateau des etwa 400 Meter hohen Fjells, die Blockhütten etwas unterhalb. Die Hütte war zwar nicht luxuriös, aber schön gemütlich und warm; die gebotene Verpflegung in Ordnung, wenngleich von etwas wechselhafter Qualität. Aber das ist ja auch eigentlich nicht so wichtig, denn deswegen waren wir ja nicht dort.
Das Skigebiet von Iso-Syöte ist mit 6 Schleppliften und offiziell etwa 15 Kilometern Pisten schnell erkundet und für sich natürlich nicht die Anreise wert. Trotzdem war es wunderbar am zweiten Tag auf herrlichen Pulverschneepisten einige Schwünge zu ziehen. Die Gelegenheit zum Nachtskifahren nutzten wir allerdings nicht, bei -20 °C gelang es uns dann doch nicht, den inneren Schweinehund zu überwinden und nochmals die warme Hütte zu verlassen.
Flutlicht gibt es beim bewölktem Himmel auch am Tag
Statt Skihütte: Würstchengrillen über dem offenen Feuer
Ein Wort zu Wetter und Temperaturen. Während sich in den ersten Tagen Wolken und Nebel nur kurzzeitig verzogen, war es im zweiten Teil der Woche klar. Die Temperaturen lagen zwischen -8°C und -25°C, sind aber angesichts der trockenen Kälte bis -15 °C gut erträglich. Es kann aber auch schnell -30-40°C bekommen, dann sind selbst die Finnen draußen nicht mehr sehr aktiv. Die Besonderheit von Iso-Syöte, die schneeverkrusteten Bäume (Lifte, Häuser und alles andere) liegen an der freien Lage des „Hügels“ über den häufig Wolken und Nebel ziehen.
„Schneeschuhwandern, so ein blödes Rumgestapfe mache ich garantiert nicht mit“, so lautete meine offene Meinung vor der Reise. Vor Ort ließ ich mich dann doch überreden. Im Gegensatz zu den anderen Gästen, die kurze (und wohl eher langweilige) geführte Touren unternahmen, liehen wir uns einfach auf eigene Faust Schneeschuhe und erkundeten das kleine Fjellgebiet. Allen Vorurteilen zum Trotz war das Schneeschuhgehen eine herrlich entspannende Art die Winterlandschaft zu erkunden und längst nicht so langweilig wie angenommen. Sobald es steiler bergab geht, wird es durchaus spannend.
Unsere erste gebuchte Schneemobilsafari war dagegen am Anfang weniger spannend. Unter einer grauen Wolkendecke führte uns die „Schneemobilsafari in die Wildnis“, so der offizielle Titel, zur einzigen Tankstelle im Umkreis, um die Schneemobile wieder aufzutanken. Auf der Rückfahrt machten wir einen längeren Stopp an einer Kote, in der es trotz Thermooveralls, Lagerfeuer und Kaffee/Tee saukalt war. Bei der weiteren Rückfahrt in der Dämmerung im leichten Schneegestöber zurück aufs Fjell, machte das Schneemobilfahren dann aber zum ersten Mal richtig Spaß (wohl auch, weil es endlich mal etwas schneller vorwärts ging).
Die nächtliche Polarlicht-Safari war diesbezüglich leider ein Reinfall, da die Engländer, mit denen wir unterwegs waren, größere Probleme mit den Schneemobilen hatten. Dafür war es unbeschreiblich schön, auf einer Lichtung im Wald das (relativ schwache) Polarlicht und den Sternenhimmel bei klirrender Kälte zu genießen. Der obligatorische Stopp am Lagerfeuer war dieses Mal eher erheiternd. Die Würstchen, die wir über dem Feuer grillten, waren das wohl ungenießbarste Essen, das ich jemals in die Finger bekommen habe. Styropor ist wohlschmeckend dagegen. Selbst die Engländer hielten die Würste in ihrer Verzweiflung so lange über das Feuer, bis sie verkohlt waren und vom Stock fielen. Nur die finnischen Guides langten unbeirrt zu.
Ebenfalls wunderschön war die Huskytour in der Abenddämmerung durch Wälder, Moore und über zugefrorene Flüsse. Da es dabei keine weiteren Gelegenheiten zum fotografieren gab und ich diese bei -25°C wohl auch nicht genutzt hätte, gleich weiter mit der nächsten Aktivität: Dem Langlaufen. Wenn die Schneeverhältnisse in den Alpen nicht ideal sind, oder ich nur wenig Zeit habe, bin ich durchaus auch mal auf Langlaufskiern unterwegs. Durch die endlosen Wälder Finnlands zu gleiten, ist aber natürlich ein ganz anderes Erlebnis. Die Weite der Landschaft, die Ruhe und die Lichtstimmungen in Worte fassen zu wollen, ist mangels Zeit und Muße von vornherein zum Scheitern verurteilt, dafür einige Bilder.
Das Fjell von unten
Blick zum Nachbar"skigebiet" Piku-Syöte
Einziger kleiner Nachteil von Langlaufen und Alpinskifahren. Der Skiverleih befindet sich am Fuß des Berges, die Hütten oben, also immer erst 300 Höhenmetern talwärts wandern und am Abend wieder hinauf (Wochenmiete wäre teuer). Aber selbst diese Wanderung ist großartig.
Für mich das Highlight der Woche war aber die Action-Schneemobilsafari. Blöder Name und trotzdem super. Dieses Mal hatten wir Glück. Zu viert hatten wir einen Guide, der zwischen Nachmittag und blauer Stunde 4 Stunden mit uns auf unglaublich abwechslungsreichen Strecken über Seen, durch Moore, Wälder und Lichtungen unterwegs war. Und ja, auch wenn ich mir sonst aus motorisierten Fahrzeugen überhaupt nichts mache und ein Verfechter umweltfreundlicher Fortbewegungsmittel bin: Vom Schneemobilfahren geht eine Faszination aus, der ich mich nicht entziehen konnte (na gut, ich habe es auch nicht versucht!).